14 Apr MONSIEUR COUTURE UND SEINE SCHATZKAMMER
Christoph Kolumbus suchte den Seeweg nach Indien, Siddhartha nach dem Pfad zur inneren Erleuchtung und Fashionaddicts streben nach dem Modehimmel. Didier Ludot, der größte Mode-Antiquar Frankreichs, sparte sich diesen mühseligen Weg und erschuf sich selber ein Couture-Mekka, das er sein Eigen nennen kann.
Foto: Ali Mahdavi
Betritt man die Schwelle der Palais-Royal Galerie, dann eröffnet sich ein schier unendliches Meer von feiner Haute Couture der letzten Dekaden, schillernder und prachtvoller als jeder Regenbogenfisch des Ozeans. Dieser sagenumwobene Ort ist the place to be, wenn es um museumsreife Vintage Haute Couture geht. Das glamouröse Potpourri reicht von Christian Diors pompösen Roben, über Chanels berühmtes kleine Schwarze zu Schiaparellis ikonischen Kleidern. Diese Couture-Stücke sind sein größter Schatz und wie einen Schatz hütet Ludot sie.
Die Schatzkammer gilt weltweit als Nummer-Eins-Adresse der Vintage Fashion Shops und rühmt sich mit ihrer Vielfalt großer Namen und Maisons. Als eines Tages Frankreichs Sotheby’s Geschäftsführer Guillaume Cerutti an seine Tür klopfte und ihn zu einem Mittagsessen einlud, ahnte der Monsieur noch nichts von der bevorstehenden Trennung. Als Cerutti ihn fragte, ob er sich vorstellen könne sich von einigen seiner Stücken zu trennen, antwortete Ludot: „Auf keinen Fall!“ Als er aber jedoch, dass Cerutti eine Sotheby’s Versteigerung seiner Couture-Stücke im Headquarter in der Rue du Faubourg Saint-Honoré plante, änderte er seine Meinung. Genau an diesem Ort besuchte Didier Ludot seine erste Fashion Show und dass seine Stücke eben an diesem Ort versteigert werden sollen, war für ihn wie ein Wink des Schicksals.
Insgesamt wurden 150 Kleider und Accessoires versteigert, die Monsieur Ludot einzeln mit größter Sorgfalt ausgesucht hat. Jedes Kleid glänzt und brilliert auf seine eigene Art und Weise – sei es aufgrund der technisch-besonderen Ausführung oder seiner reinen Schönheit. Oft ist die Handschrift sowie das Herzblut des Couturiers besonders deutlich und erzählt dabei von den Sehnsüchten und Fashion-Visionen der Designer. Diese von Stück zu Stück verschiedene Charakteristik, um nicht zu sagen „Seele“, machte jedes Kleid der Sotheby’s Versteigerung zu etwas ganz besonderem.
Der Gesamterlös der Auktion lag bei 966.259 Euro und das teuerste Stück war das leuchtend pinke Seiden-Kleid von Balenciaga aus dem Jahre 1965, das durch und durch mit ebenso auffällig pinken Straußenfedern bestückt ist. Dieses Kleid ist nicht nur das geldträchtigste Stück, sondern gilt auch als Galionsfigur der Extragavanz, die sich durch das komplette Ensemble der Versteigerung zieht. Ein Traum aller Liebhaber von erhabener Schneiderkunst. Ob Monsieur Ludot nun für ca. eine Million Euro neue Couture erwirbt? Wir werden es sehen.
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