Shoemaker of dreams

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Schuhleisten der Celebrities im Palazzo Spini Feroni

„Schönheit kennt keine Grenzen, es gibt keinen Sättigungspunkt des Designs, und die Menge der Materialien, mit denen ein Schuhmacher seine Geschöpfe verschönern kann, ist unendlich“, Salvatore Ferragamo.

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der Schuh, den Ferragamo für Douglas Fairbanks in „Der Dieb von Bagdad“ entwarf

Von sophisticated bis sexy, von pompös bis puristisch. Salvatore Ferragamo beherrschte die hohe Kunst des Schuh-Designs par excellence. Ein Könner auf ganzer Sohle, eine Genius der hohen Raffinesse. Die Damenwelt muss sich vor ihm verneigen. Dem Erfindungsgeist des kreativen Italieners ist es zu verdanken, dass die holde Weiblichkeit verführerisch und anmutig auf hohen Absätzen dahin schreitet, ohne Schmerz und Leid. Greta Garbo, Marilyn Monroe, Audrey Hepburn – die Diven der goldenen Hollywood-Ära verehrten den charismatischen Schuhmacher. Sein Name steht heute weltweit für eine der bedeutendsten Luxusmarken made in Italy. Salvatore Ferragamo starb 1960, sein Vermächtnis ist ein Imperium, das seit fast neun Jahrzehnten berühmt für exklusivste Handwerkskunst und ausgesuchte Eleganz ist. Das Erfolgskonzept ist so simpel wie rentabel: Das Modelabel orientiert sich an den Werten des Gründers. Jede Kollektion ist eine Referenz an Salvatore Ferragamo. Sein Schaffen wird in Ehren gehalten, aber stets mit Gespür für den Zeitgeist. Höchste Qualität hat selbstverständlich immer noch Priorität, daher investiert das Unternehmen auch verstärkt in Forschung, Produktionsweisen, Innovationen und neue Technologien. So werden, angepasst an die aktuellen Trends und Kundenbedürfnisse, Jahr für Jahr High Class Produkte auf den Markt gebracht. Dabei machen luxuriöse Schuhe nur noch einen Teil des Portfolios aus. Das Label beglückt seine anspruchsvolle Klientel auch mit erlesenen Lederprodukten, Accessoires, Düften sowie Fashionkollektionen für Damen und Herren. Die Geschicke der Ferragamo Group liegen in Familienhänden und werden von Salvatore Ferragamo Italia S.p.A. kontrolliert. Wanda Ferragamo, die 90-jährige Witwe des Gründers, sitzt immer noch im Aufsichtsrat, der älteste Sohn Ferruccio Ferragamo ist Chief Executive Officer. Dank der famiglia ist Ferragamo zu einer globalen Luxusmarke avanciert, vertreten in mehr als 450 Stores in über 55 Ländern. Nachwuchssorgen muss sich das Unternehmen nicht machen, fünf Kinder und zahlreiche Enkel lassen den Mythos weiterleben.

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Marilyn Monroe trug stets das selbe Ferragamo-Model: ein high-heel Pumps mit 11 cm Absatz.

Es war Salvatore Ferragamos Schicksal, Edel-Schuhmacher zu werden. Als elftes von 14 Kindern kam er 1898 in einem Dorf in der Nähe von Neapel zu Welt. Früh erkannte er seine Berufung, bereits als Neunjähriger entwarf er ein Paar Schuhe für seine Schwester. Seine Ausbildung zum Schuhmacher absolvierte er in Neapel. Mit gerade mal 16 Jahren wanderte der junge Salvatore gemeinsam mit seinem Bruder nach Amerika aus. Von Boston über Santa Barbara landeten die beiden Ferragamos schließlich Anfang der 1920er in Hollywood, wo Salvatore ein Geschäft für Schuhe nach Maß eröffnete. Der ambitionierte Schuhmacher hatte den richtigen Instinkt. Er wählte den perfekten Ort für eine Geschäftsgründung. Seine exzellente Arbeit sprach sich schnell herum im Glamourdorf Hollywood. Die Schauspieler waren hingerissen von seinen Fußbekleidungen, und so sah man Ferragamo-Schuhe bald in großen Stummfilmproduktionen wie 1924 an den Füßen von Douglas Fairbanks Sr. in „Der Dieb von Bagdad“. Auch Greta Garbo, Gloria Swanson und Marlene Dietrich zählten zu seiner illustren Klientel. Die Begeisterung für seine Arbeit ebbte auch nicht ab, als der begnadete Schuhmacher 1927 zurück nach Italien ging, um sich dort in der Nähe von Florenz eine neue Existenz aufzubauen. 1947 wurde Salvatore Ferragamo mit dem Fashion Oscar, dem Neiman Marcus Award, ausgezeichnet. Es war das erste Mal, dass ein Italiener den Preis erhielt.

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Joan Crawford in Ferragamos Geschäft auf dem Boulevard Las Palmas in Hollywood im Jahr 1926.

In der amerikanischen Glitzerwelt erlangte Ferragamo als „shoemaker of dreams“ Berühmtheit, ein ehrenvoller Titel, den er für seine gleichnamige Autobiographie übernahm. Ohne Frage beherrschte er sein Metier wie kaum ein anderer seiner Zeit. Er war kein Handwerker, vielmehr ein Künstler. Er erschuf Klassiker, die heute noch leuchtende Augen und neidvolle Blicke hervorrufen. Einen wahren Hype löste er Mitte der 1930er mit der Erfindung des Keilabsatzes aus. Unvergessen die Ballerinas, mit der Ferragamo die zauberhafte Audrey Hepburn ausstattete. Eine perfekte Wahl, denn Hepburn war nicht nur Schauspielerin, sondern auch eine ausgebildete Balletttänzerin. Der ultraflache, schlichte Damenschuh war in den 50ern das Must-Have für trendbewusste junge Frauen. Ferragamo konnte aber auch sexy: Für Marilyn Monroe entwarf er aufregende Krokopumps, mit denen der blonde Vamp in „Manche mögen‘s heiß“ die Männer um den Verstand brachte.

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Ferragamo übte seinen Beruf mit größter Leidenschaft aus. Sein stetiges Bestreben war es, Tragekomfort und Eleganz stilvoll zu vereinen. Sogar einen Anatomiekurs belegte er, um nicht nur schickes, sondern auch bequemes Schuhwerk zu kreieren. Salvatore Ferragamo war der Maestro der Passform. Seine Stilvielfalt war schier grenzenlos, sein Einfallsreichtum ebenfalls. Ein Schuhkünstler – und ein genialer Erfinder. Rund 350 Patente hatte er im Laufe seines Lebens angemeldet. Darunter eins, das den Tragekomfort von High Heels revolutionierte. Eine Stahlfeder, eingearbeitet in den Bogen zwischen Absatz und Sohle, verbesserte den Komfort von offenen, hohen Pumps enorm. Sie fungierte als Bremse und verhinderte, dass die Zehen nach vorne weg rutschten. Damit war der Weg frei für die hohe Sandalette. Die Feder fand auch bald Einzug in Ferragamos geschlossenen Schuhmodellen. Hier erfüllte sie einen ähnlichen Zweck, die Zehen rutschten nicht nach vorne und stießen so auch nicht mehr schmerzhaft gegen die Schuhkappe. Der Druck, der durch die hohen Absätze auf die Zehen und den gesamten Fuß einwirkte, wurde deutlich gemildert. Für Marilyn Monroe erfand er 1955 den stahlverstärkten Stiletto. Dank des robusten Absatzes konnte die Diva auf elf Zentimetern ungefährdet durchs Set stöckeln. Schuhmode tragbar und stylish, diese Idee fand schnell Nachahmer. Ferragamo experimentierte gerne. Nicht jede seiner Erfindungen waren solche Selbstläufer wie die Stahlfeder-Pumps oder der Keilabsatz. So konnten sich Schuhe mit Oberteilen aus dünnen Nylonfäden, die so gut wie unsichtbar waren, nicht durchsetzen. Aber das hinderte Ferragamo nicht daran, weiter nach ungewöhnlichen Materialien für seine extravaganten Entwürfe zu suchen. Brokat, Möbelbezüge, Kork, Zellophan sogar Paketschur und Baumrinde wusste er zu verwenden. Einige seiner außergewöhnlichen Schuhschöpfungen können heute im Museum in Florenz bewundert werden. Das Museum im Palazzo Spini Feroni in der Via Tornabuoni gewährt Besuchern einen Einblick in den Menschen und Genius Salavatore Ferragamo.

Für Wanda, nach der ich auf der ganzen Welt gesucht habe, um sie in meinem Heimatdorf zu finden“, so lautet die liebevolle Widmung in Ferragamos Autobiografie. Sie zeigt, in welchem Maße der Designer seine Ehefrau verehrte. Mit gerade mal 18 Jahren heiratete die hübsche Wanda den charismatischen, 24 Jahre älteren Schuhmacher der Stars. Als Salvatore Ferragamo 1960 im Alter von 62 Jahren starb, blieb sie mit sechs Kindern und einem großen Unternehmen zurück. Die Witwe verkaufte die Firma nicht, wie viele erwarteten, sondern führte sie weiter. Auch die erwachsenen Kinder wurden eingebunden. Vor allem die talentierte Tochter Fiamma Ferragamo tat sich mit Kreativität und Geschäftssinn hervor. Sie übernahm die Leitung des Labels und erweiterte die Produktpalette. Es kamen Taschen hinzu, passend zu den Schuhen. Für solche Ensembles hatten vor allem die Amerikanerinnen einen Faible. Etwas später folgten die ersten Modekollektionen. 1967, zwanzig Jahre nach ihrem Vater, erhielt Fiamma Ferragamo für ihre Arbeit ebenfalls den Fashion Oscar. Ihre erste Handtasche war sogleich ein modischer Volltreffer, heute würde man sie als It-Piece bezeichnen. Ihr Clou war der Hakenverschluss, der Gancino. Er hatte die Form des Buchstaben Omega, der fortan Ferragamos Markenzeichen war. Leider kann Fiamma Ferragamo an dem weltweiten Erfolg des Labels nicht mehr teilhaben, sie starb 1998 mit 57 Jahren an Krebs.

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Rund 350 Patente hatte Ferragamo im Laufe seines Lebens angemeldet.

Rund 350 Patente hatte Ferragamo im Laufe seines Lebens angemeldet. Darunter eins, das den Tragekomfort von High Heels revolutionierte. Eine Stahlfeder, einge-arbeitet in den Bogen zwischen Absatz und Sohle, optimierte die Bequem-lichkeit ungemein.

Darunter eins, das den Tragekomfort von High Heels revolutionierte. Eine Stahlfeder, eingearbeitet in den Bogen zwischen Absatz und Sohle, optimierte die Bequemlichkeit ungemein.

Tragekomfort und Eleganz in einem Damenschuh perfekt zu vereinen, das war Salvatore Ferragamos Geschenk an alle, die schöne Schuhe lieben. „Füße sprechen zu mir“, so erklärte der Schuhmacher der Träume seine Gabe. Er hat gut zugehört. Für seine erlesenen Schuh-Schöpfungen wurde er von Hollywoods Glamourwelt vergöttert. Heute sind es Madonna, Sharon Stone, Angelina Jolie oder Demi Moore, die ihre Luxuskörper mit Ferragamo Kreationen verschönern. Das italienische Label hat geschafft, was vielen anderen nicht gelang, sie haben sich über Jahrzehnte behauptet – mit Stil, Qualität, Erfindungsgeist und sehr viel Familiensinn.

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Hier die straßbesetzte Version aus „Some Like It Hot“, dessen schillernde Farbe allerdings in schwarz-weiß nicht zu erkennen war.

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